Lymphödem – Wasserstau im Lymphgefäßsystem

Bei einem Lymphödem staut sich das Wasser im Gewebe, weil der Lymphfluss blockiert ist. Es kommt zu schmerzhaften Schwellungen – vor allem in den Armen oder Beinen.
© Julius Zorn GmbH

In diesem Ratgeber informiert das Sanitätshaus Seeger darüber, was bei einem Lymphödem im Körper passiert, wie man das Krankheitsbild behandelt und welche Präventionsmaßnahmen man selbst in seinen Alltag integrieren kann.

Was ist ein Lymphödem – Definition

Ist der Lymphfluss blockiert, staut sich das Wasser im Gewebe und bildet Schwellungen, also Ödeme. Sind die Lymphgefäße betroffen, spricht man in diesem Fall von einem Lymphödem. Bei Lymphödemen sammelt sich also Lymphe im Gewebe an, wodurch es zu Schwellungen kommt.

Was ist die Lymphe und was passiert im Lymphsystem?

Das Lymphsystem bildet neben dem Blutkreislauf das zweite wichtige Transportsystem des Körpers. So übernimmt es die Aufgabe der Abfallwirtschaft. Es transportiert die Abfallprodukte des menschlichen Stoffwechsels, die durch die Größe ihrer molekularen Struktur nicht in den Blutbahnen verbleiben können, über ihre eigenen Bahnen ab. Das können Eiweißbausteine, Fette, Fremdstoffe, z.B. Farbe von Tätowierungen, oder auch Bakterien, Viren sowie Tumorzellen sein.

Das Gefäßsystem des Lymphsystems kann man sich wie auch das Blutsystem als einen Baum vorstellen, der sich immer weiter verästelt. Seine Lymphgefäße sind – ähnlich wie die Venen – muskelschwach und mit Klappen ausgestattet, die einen Rückfluss verhindern. Aufgrund ihrer eigenen muskulären Schwäche profitieren sie von fremder Bewegung der umliegenden Gewebe: der Atem- und Darmbewegung, aber auch dem Pulsieren der Arterien, zu denen sie über weite Strecken parallel verlaufen. 
 

Lymphe: Transport und Abwehr

Damit der Abtransport der Abbauprodukte funktioniert, fließt durch die Lymphbahnen die Lymphe. Diese klare Flüssigkeit nimmt Nährstoffe und Sauerstoff aus dem Blut auf und gibt sie an die Zellen weiter, während diese ihre Abfallprodukte an die Lymphe abgeben. An den Stellen, an welchen die Flüssigkeit viele Zellen aus dem Fettstoffwechsel transportiert, wird sie weißlich-milchig. Die Lymphbahnen enden schließlich wieder in dem Teil des Blutkreislaufs, der für das verbrauchte Blut verantwortlich ist: in den Venen.

Zudem hat das Lymphsystem noch eine weitere lebenswichtige Aufgabe: es dient mit seinen Organen – zu diesen gehören vor allem die Lymphknoten, bestimmte Zellen im Darm, die Rachenmandeln und die Milz – der körpereigenen Abwehr. In den Lymphknoten wird die Lymphe gereinigt und gefiltert, außerdem werden die Lymphozyten, also die Abwehrzellen, gebildet.
 

Wie entstehen primäre und sekundäre Lymphödeme?

Sind die Lymphgefäße geschädigt oder verletzt, blockieren sie die Lymphflüssigkeit, die infolgedessen nicht mehr abfließen kann und sich deshalb im Gewebe ansammelt. Das führt wiederum dazu, dass das Gewebe anschwillt – ein Lymphödem ist entstanden.

Je nachdem, ob der Schaden am Lymphsystem angeboren ist oder erst im Laufe des Lebens entsteht, spricht man von einem primären oder sekundären Lymphödem.

  • Primäres Lymphödem: Von einer primären Form wird gesprochen, wenn es aufgrund erblicher Fehlbildungen zu einer Blockade des Lymphflusses bzw. einer Störung im Lymphgefäßsystem kommt. Sie betrifft deutlich mehr Frauen, überwiegend erst mit dem Eintritt der Geschlechtsreife, zudem ist sie sehr selten – etwa eine Person unter 100 000 leidet an einem primären Lymphödem.
     
  • Sekundäres Lymphödem: Bei dieser Form des Lymphödems entsteht der Schaden am Lymphsystem erst im Laufe des Lebens – er ist also nicht anlagebedingt, sondern entwickelt sich, wenn das Lymphsystem durch äußere Einwirkungen geschädigt wird. Diese Erkrankung ist weitaus häufiger – etwa 95 % aller Lymphödeme gehören dieser Kategorie an. 
     

Welche Ursachen kann ein Lymphödem haben?

Die Ursachen eines Lymphödems sind vielfältig und unterscheiden sich je nach Art des Lymphödems.

Ursachen des primären Lymphödems

Da ein primäres Lymphödem anlagebedingt ist, liegen die Ursachen auch in der ererbten Veranlagung – eine genetisch bedingte Unterentwicklung des Lymphsystems sorgt dafür, dass zu wenig Lymphgefäße existieren, um die ganze Lymphe in sich aufnehmen zu können. Meist sind von den Folgen vor allem die Beine betroffen. Da im Verlauf des Lebens mehr Lymphe entsteht, treten primäre Lymphödeme oft nicht direkt mit der Geburt, sondern erst im Jugend- oder Erwachsenenalter auf, wenn die Lymphgefäße schließlich nicht mehr ausreichen.

Ursachen des sekundären Lymphödems

In westlichen Industrienationen tritt ein Lymphödem meist nach medizinischen Eingriffen auf, z.B. als Folge von großen notwendigen Operationen oder Bestrahlungstherapien im Rahmen einer Krebsbehandlung oder aufgrund eines Tumors, der in die Lymphbahn einwächst und diese blockiert. Gerade Patient*innen, die gegen Brust- oder Prostatakrebs behandelt werden, sind besonders anfällig für sekundäre Lymphödeme. Das sekundäre Lymphödem tritt am häufigsten am Arm auf, nämlich nach Brustkrebsoperationen mit Bestrahlung. Hier wandert das Ödem – auch an den Beinen – von oben nach unten. Grund für den Befall der Beine sind meist Operationen und Bestrahlungen von Organen, die höher gelegen sind, wie z.B. des Darms, der Blase oder der Geschlechtsorgane.

Risikofaktoren für ein Lymphödem

Das primäre Lymphödem kann lediglich durch eine entsprechende erbliche Veranlagung entstehen, während sich das sekundäre Lymphödem erst im Verlauf des Lebens entwickelt.
Bestimmte Risikofaktoren begünstigen ein sekundäres Lymphödem:
 

  • Vernarbung aufgrund häufiger Infektionen der Lymphgefäße
  • starkes Übergewicht
  • chronisch gestörter Blutfabfluss in den Venen
  • Prostata- und Brustkrebs
     

 

Symptome & Anzeichen eines Lymphödems – die Stadien des Lymphödems

Das Anschwellen von Körperregionen wie den Armen oder Beinen ist wohl das bekannteste Anzeichen eines Lymphödems. Allerdings gibt es noch weitere Symptome, die man im Blick behalten sollte und die auch helfen, das Lymphödem rechtzeitig zu erkennen.

  • Schweregefühl im entsprechenden Körperteil
  • langanhaltende Schwellung
  • im Anfangsstadium: weiche Schwellung, Delle bleibt nach Drucktest zurück
  • im späteren Stadium: verhärtete Schwellung 
  • krankhafte Veränderung der Haut
  • Einschränkung der Beweglichkeit
  • Spannungsgefühl
  • Hautfalten kaum abhebbar


Wie sich das Lymphödem bei Ihnen äußert, hängt nicht nur von Ihrem individuellen Körpergefühl, sondern auch vom entsprechenden Stadium der Erkrankung ab. Ein Lymphödem entwickelt sich mit der Zeit – in der Medizin spricht man deshalb auch von vier Stadien.
 

Lymphödem Stadium 0 – latentes Lymphödem

Im Stadium 0 eines Lymphödems ist meist noch keine Schwellung zu erkennen. Allerdings spüren Betroffene oft eine gewisse Schwere in der entsprechenden Körperregion. Hier hat das Lymphsystem bereits Schaden genommen, allerdings kann die Lymphflüssigkeit noch zum Teil abtransportiert werden, was die Auswirkungen auf den Alltag gering hält.

Lymphödem Stadium 1 – spontan reversibles Lymphödem

Im ersten Stadium eines sich entwickelnden Lymphödems ist bereits eine leichte Schwellung erkennbar – vor allem ab Abend, nach langem Gehen oder Stehen. Die Symptome bessern sich allerdings nach dem Hochlegen der entsprechenden Stelle oder über Nacht. Das Lymphödem ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr weich, bei Druckausübung auf die betroffene Stelle bleibt eine Eindellung zurück.

Lymphödem Stadium 2 – nicht spontan reversibles Lymphödem

Mit diesem Stadium verhärten sich das Lymphödem und das umliegende Gewebe – übt man Druck auf die Schwellung aus, bleibt keine Delle zurück. Auch leiden Patient*innen ab diesem Zeitpunkt dauerhaft an den Auswirkungen der Schwellung, da das Gewebe auch nach dem Hochlegen nicht mehr abschwillt.

Lymphödem Stadium 3 – Elephantiasis

Im Endstadium eines Lymphödems führt der anhaltende Lymphstau zu einer starken Schwellung, wodurch die Haut hart und dick wird – durch die schlechte Wundheilung entstehen zusätzlich Narben. Betroffene sind durch die starke Schwellung stark in der Mobilität eingeschränkt und haben meist starke Schwierigkeiten im Alltag. 

Mischformen: Lipo-Lymphödem & Phlebo-Lymphödem

Lymphödeme haben Überschneidungen mit verschiedenen anderen Erkrankungen – besonders mit dem Lipödem und dem Phlebo-Lymphödem.

  • Das Lipo-Lymphödem: Ein Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, die im Verlauf dazu führen kann, dass die Lymphflüssigkeit nicht mehr gänzlich abtransportiert wird. Deswegen kommt es im Zuge eines Lipödems häufig zu einem Lymphödem. Aufgrund des engen Zusammenhangs der beiden Erkrankungsformen spricht man dann von einem Lipo-Lymphödem.
     
  • Das Phlebo-Lymphödem: Diese Art des Lymphödems entsteht bei Patient*innen mit Venenschwäche. Aufgrund der hohen Belastung in den Venen drückt die Flüssigkeit in das umliegende Gewebe und belastet das Lymphsystem. Mit der Zeit kann sich so ein Phlebo-Lymphödem entwickeln.

Lymphödem: akute & chronische Form

Bei einem Lymphödem unterscheidet man in der Medizin zwischen der akuten sowie der chronischen Form der Erkrankung.

  • Akutes Lymphödem: Die akute Form des Lymphödems tritt bei Entzündungen auf. Jeder kennt die Schwellung nach einem Insektenstich oder bei einer Zahnvereiterung. Beide verschwinden nach gewisser Zeit. Währenddessen heilt die Entzündung ab und das Lymphsystem kann den Flüssigkeitsüberschuss abtransportieren, der entstand, weil die kleinsten Blutgefäße entzündungsbedingt durchlässiger als sonst wurden.
     
  • Chronisches Lymphödem: Während ein akutes Lymphödem mit einer Entzündung zusammenhängt, die wieder abheilt, hängt die chronische Form mit einer Schädigung des Lymphsystems selbst zusammen. Deshalb kann der Abtransport auch im Laufe der Zeit nicht mehr ausreichend gelingen.


Eine Sonderrolle nehmen hier erworbene (also sekundäre) Lymphödeme ein, die nicht zwangsläufig chronisch werden müssen. Nach Brustkrebsoperationen kann es oft durchaus zu spontanen Rückbildungen innerhalb einiger Monate, spätestens aber nach zwei bis drei Jahren kommen. Dabei spielt einerseits die Art der erfolgten Krebsbehandlung eine entscheidende Rolle. Ebenso wichtig ist es jedoch, dass sich sowohl Ärzt*innen und Patient*innen bereits zu Anfang über das mögliche Risiko eines Lymphödems im Klaren sind, damit dieses rechtzeitig erkannt und im Verlauf angemessen behandelt werden kann.
 

Diagnose und Alltag: Wie erkennt man ein Lymphödem?

Verschiedene Tests und Diagnoseverfahren werden kombiniert, um ein Lymphödem richtig zu erkennen. Dabei ist es besonders wichtig, den Ansatz vom jeweiligen Stadium des Lymphödems abhängig zu machen – so fallen auch Lymphödeme im Anfangsstadium auf.

Wie wird ein Lymphödem diagnostiziert?

Die Diagnose des Lymphödems ist nicht immer einfach und eindeutig, vor allem wenn es am Bein auftritt. Denn dort kann es von weiteren Ödemen, die aufgrund anderer Erkrankungen entstanden sind, überlagert werden und daraufhin nach unten sacken. Auch im Verlauf einer Schwangerschaft sind Wassereinlagerungen häufig und bilden sich nach der Entbindung in der Regel rasch zurück. Damit diese Schwellungen nicht mit einem Lymphödem verwechselt werden, müssen Wassereinlagerungen im Rahmen einer körperlichen Untersuchung überprüft werden. 

Fünf Kriterien geben aufschluss darüber, ob es sich um ein Lymphödem handelt:

  • Hochlagern bringt keine Wirkung: Wassereinlagerungen in den Beinen lassen im Normalfall nach, wenn die Extremitäten hochgelegt werden – Lymphödeme bilden sich bei der Hochlagerung der Beine nicht spontan zurück.
     
  • Einseitige Beschwerden: Wassereinlagerungen sind in den meisten Fällen beidseitig, während Lymphödeme meist nur einseitig auftreten.
     
  • Der Umfang: Bei der Diagnose eines Lymphödems wird der Umfang des betroffenen Körperteils an festgelegten Stellen gemessen und mit dem der anderen Seite verglichen. Für den Arm gilt die Diagnose Lymphödem als gesichert, wenn dort eine Umfangsdifferenz von mindestens zwei Zentimetern besteht.
     
  • Drucktest: Im Anfangsstadium eines Lymphödems entsteht beim Eindrücken der Schwellung eine Delle. Im Verlauf der Erkrankung wird die Schwellung fest und die Delle beim Drucktest bleibt aus.
     
  • Hautbeschaffenheit: Je weiter das Lymphödem ausgeprägt ist, desto stärker sind sowohl die Schwellung als auch die Verhärtung der Haut im betroffenen Gebiet. Sie lässt sich dann – anders als im Anfangsstadium – nicht mehr mit den Fingern eindrücken, die Schwellung bleibt. Lässt sich eine Hautfalte über den Zehen (oder entsprechend am Arm oder der Hand) nicht mehr bzw. kaum abheben, spricht dies – als sogenanntes Stemmersches Zeichen – eindeutig für das Bestehen eines Lymphödems. Eine Ultraschalluntersuchung der Venen (Duplexsonographie) hilft, Zweifelsfälle abzuklären. Beim Verdacht auf eine Infektion oder ein möglicherweise bestehendes Tumorleiden als Ursache wird zusätzlich eine Labordiagnostik erfolgen.
     

Wie beeinflusst ein Lymphödem den Alltag?

Ein Lymphödem ist nicht gleichzusetzen mit „einfach geschwollenen Beinen” – die Erkrankung belastet Betroffene stark und viele alltägliche Aufgaben fallen schwerer. Gerade da das Körperteil mit Lymphödem vor starker Belastung geschont werden muss, ist schweres Heben oder langes Gehen oft nicht mehr möglich. Kleine Verletzungen stellen eine erhöhte Gefahr dar und sollten deshalb vermieden werden – deshalb werden bereits alltägliche Aufgaben wie das Nägelschneiden gefährlicher. Hinzu kommen Schmerzen, die durch die starke Schwellung verursacht werden und Patient*innen in ihrem Alltag behindern. 

Wie häufig kommen Lymphödeme vor?

Gerade da die Häufigkeit von Lymphödemen weltweit sehr ungleich verteilt ist, kann man nur schwer spezifische Zahlen nennen. Der Schätzwert für ein sekundäres Lymphödem liegt weltweit zwischen 0,1 und 2 %. Die Wahrscheinlichkeit erhöht sich allerdings drastisch im Zuge einer Krebsbehandlung – nach einer Brustkrebstherapie liegt die Inzidenz bei 19,9 %. Deswegen ist eine enge Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin in diesen Fällen besonders wichtig und auch die richtige Brustkrebsnachsorge sollte sorgfältig beachtet werden.

Wie werden Lymphödeme therapiert?

Es ist wichtig, das Lymphödem frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln, damit kein chronischer Verlauf entsteht, der schlimmstenfalls zur sogenannten Elephantiasis führt. Bei dieser ist die betroffene Körperregion stark angeschwollen und die Haut stark verdickt.

Zwar gibt es mittlerweile einige operative Behandlungsansätze, sie können jedoch nur in Einzelfällen Linderung bieten. Auch Medikamente helfen beim Lymphödem nicht. Im Gegenteil: Wassertabletten – in der Fachsprache Diuretika –, die häufig aufgrund anderer Erkrankungen wie z.B. bei Bluthochdruck verschrieben werden, führen zu einer Verschlimmerung des Lymphödems. Sie erhöhen den Eiweißgehalt im Gewebe und ziehen dadurch mehr Flüssigkeit nach bzw. mit sich. Daher muss ihr Einsatz mit dem behandelnden Fachpersonal besprochen und ggf. eine Medikamentenumstellung vorgenommen werden. Um einen (weiteren) Flüssigkeitsstau zu verhindern bzw. den Lymphfluss wieder anzuregen, greift man stattdessen zu folgenden Maßnahmen, die in der “Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie” gebündelt werden:
 

Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie bei Lymphödemen

Dieser Therapieansatz wird zeitlich in zwei Phasen unterteilt und umfasst vier Komponenten, die miteinander kombiniert werden.

Die zwei Phasen der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie:

1. Die Entstauungsphase:

Die Therapie startet mit der Entstauungsphase, in welcher das Gewebe durch regelmäßige Lymphdrainagen und eine individuelle Kompressionstherapie entstaut wird. Durch den Lymphabfluss verringert sich der Umfang des Gewebs stetig, da die Lymphflüssigkeit dank der manuellen Lymphdrainage abtransportiert werden kann. Wenn sich der Umfang des Gewebs nicht mehr weiter verringert, beginnt die zweite Phase der Therapie – dies kann allerdings mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

2. Die Erhaltungsphase:

Das Ziel ist hierbei, die Ergebnisse aus der Phase der Entstauung zu halten, auch ohne regelmäßige Lymphdrainagen. Die Maßnahmen, welche hierfür angewandt werden, sollten von Betroffenen lebenslang weitergeführt werden, um erfolgreich zu bleiben

Im Folgenden führen wir die vier Komponenten, also Möglichkeiten der Lymphödem-Therapie, genauer aus.
 

Komponente 1: Lymphdrainage

Die manuelle Lymphdrainage dient der Anregung des Lymphflusses. Mithilfe einer speziellen, sanften Massagetechnik wird die Flüssigkeit dabei von ausgebildeten Physiotherapeut*innen aus dem betroffenen Gebiet herausmassiert. Da der positive Effekt der Lymphdrainage allein bereits nach wenigen Stunden verfliegen würde, wird er durch die Wirkung der Kompressionstherapie kombiniert.

Komponente 2: Kompressionstherapie

Eine Behandlung durch Kompression, also den Druck von außen, wird zuerst durch medizinische Bandagen, später durch spezielle Kompressionswäsche durchgeführt. Dazu werden beispielsweise Kompressionsärmel oder auch entsprechende Handschuhe und Kompressionsstrümpfe benutzt. Die Kosten für Bandagierung, Kompressionstherapie und Lymphdrainage übernehmen in der Regel die Krankenkassen. Sie benötigen dafür lediglich eine ärztliche Verordnung, die jedoch nicht zwangsläufig von einem Facharzt oder einer Fachärztin ausgestellt werden muss.

Komponente 3: Hygiene & Hautpflege bei einem Lymphödem

Da die Haut bei Lymphödemen zu Trockenheit und Juckreiz neigt, ist eine individuelle Hauthygiene mit besonderen Pflegeprodukten maßgeblich. Durch die Schwellung und Verhärtung benötigt die obere Hautschicht oft zusätzliche Feuchtigkeit, um ihrer Rolle als Schutzschild nachkommen zu können. 

Komponente 4: Übungen, Bewegungen & Gymnastik

Bereits in der Anfangsphase der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie ist dieser Baustein bereits besonders wichtig. Direkt nach der Lymphdrainage und mit der Unterstützung von Kompressionsmaterial sind Sport und Bewegung besonders förderlich. Empfehlenswert sind Spazierengehen, Schwimmen, Radfahren, Gymnastik und Co.

Lymphödem: Medikamente & chirurgische Eingriffe

Eine medikamentöse Behandlung ist bei Lymphödemen momentan noch nicht sinnvoll, bei schweren Fällen oder als abschließende und ästhetische Maßnahme, sind jedoch Operationen bei Lymphödemen möglich. Es gibt drei verschiedene Operationsarten, die bei diesem Krankheitsbild Verwendung finden.

  • Mikrochirurgischer Eingriff: Bei diesem operativen Eingriff ist das Ziel die Wiederherstellung des Lymphsystems.
     
  • Chirurgische Reduktion: Diese Operation wird nach der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie in Betracht gezogen. Nun überschüssiges Gewebe wird im Zuge des Eingriffs entfernt und damit das Erscheinungsbild der betroffenen Gliedmaßen gestrafft und verbessert.
     
  • Fettabsaugung: Auch dieser Eingriff dient dem Erscheinungsbild. Dabei wird Fettgewebe entfernt, um die Optik der Gliedmaßen zu optimieren. 
     

Kann man einem Lymphödem vorbeugen?

Gerade einem sekundären Lymphödem kann man mit nur wenigen Veränderungen im eigenen Lebensstil sehr gut vorbeugen. Diese Maßnahmen sind auch für Personen mit erblicher Veranlagung interessant, da sie das Lymphsystem stärken und die Behandlung erleichtern.

Lymphgefäßsystem entlasten

  • Ernährung: Mit einer ausgewogenen Ernährung unterstützen Sie den gesamten Körper und damit auch Ihr Lymphsystem.
     
  • Bewegung: Da Übergewicht die Entstehung eines Lymphödems begünstigt, sind genügend Sport sowie eine gesunde Ernährung besonders wichtige Faktoren in der Prävention.
     
  • Kleidung: Zu enge Kleidung ist schlecht für den Lymphfluss und sollte daher vermieden werden. 
     
  • Hitze: Langes Sonnen und auch der Aufenthalt im Solarium weiten die Gefäße und sind schlecht für das Lymphsystem.
     

So können Sie im Alltag mit Lymphödemen umgehen

Da nicht jeder über ausreichend Wissen zu Lymphödemen verfügt, müssen Sie Ihre Umgebung gezielt auf die notwendigen Schutzmaßnahmen aufmerksam machen – so etwa beim Blutdruckmessen oder der Blutentnahme. Beide sollten immer am gesunden Arm erfolgen.

Um den Alltag mit dem Lymphödem gut bewältigen zu können, gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von zusätzlichen Hilfsmitteln wie z.B. Anziehhilfen, die Sie unterstützen. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin – aber auch im Fachhandel wie beispielsweise in den Filialen unserer Sanitätshäuser finden Sie kompetente Ansprechpartner*innen.

Unterstützung und Auskunft bieten auch Selbsthilfegruppen. Die Betroffenen dort wissen nicht nur über die mit der Erkrankung verbundenen Schwierigkeiten aus eigener Erfahrung genau Bescheid, sondern sind – in der Regel – auch fachlich sehr gut informiert.
 

Weiterführende Informationen

Seeger Sprechstunde Lymphversorgung

https://www.orthodrom.de/veranstaltungen/sprechstunde-lymphversorgung


 

 

 

 

 

 

 

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